“Immer bist du krank…” – Krankmeldung mit schlechtem Gewissen

, ,

Januar 2023

Vom Umgang mit dem schlechten Gewissen bei Krankmeldung

Vielen Dank an eine ehemalige Arbeitskollegin für die Inspiration zu diesem Blogartikel. Sie schilderte mir, wie unangenehm es für sie sei, wenn sie sich morgens krankmelden müsse. Viele Gedanken an ihre Kolleg*innen und Patient*innen, die ihr durch den Kopf gehen. Ein unangenehmes Gefühl, das sich breit macht, wenn gleichzeitig der Körper Ruhe für Genesung einfordert.

“Warum ist es so unangenehm immer wieder krank zu sein?”

 

Ich habe mich gefragt ob es jedem so geht, dass er/sie ein “schlechtes Gewissen” hat, sobald er/sie krank ist.

Aus meiner Sicht und im Austausch mit Freund*innen ist mir die Vielschichtigkeit dieses Themas aufgefallen. Eine abschließende Antwort wird sich jede*r Leser*in nur selber geben können. Ich habe dir einige Fragen zusammen gestellt, die dir, wenn du das möchtest, die Möglichkeit geben, dich und deinen Umgang mit diesem Thema etwas stärker zu beleuchten und Themen hinter diesem Thema zu erkennen.

Kennst du das Schlechte Gewissen bei Krankmeldung? Dann stell dir selber gerne diese Fragen:

  • Kennst du dieses unangenehme Gefühl, wenn du dich krank meldest? Hast du eine Idee wodurch dieses Gefühl entsteht?
  • Vergleichst du deine Krankheitstage mit denen anderer Kolleg*innen und bemerkst, dass dich Erkältungen etc. häufiger treffen als Andere?
  • Welche Vorteile bringt es dir, dich und deine Krankheitstage zu vergleichen?
  • Belastet deine Krankmeldung das Arbeitspensum der Kolleg*innen, in dem sie mehr zu tun haben?
  • Hast du Ideen, wie deine Kolleg*innen oder Vorgesetzte über Krankmeldungen denken? Denkst du es wäre sinnvoll das zu wissen und zu erfragen?
  • Kannst du dir einen offenen Umgang über dein schlechtes Gewissen vorstellen?
  • Wie ist die Haltung deines Unternehmens gegenüber Krankmeldungen? Werden diese als Akt der Selbstfürsorge gesehen und ggf. nach gemeinsamen Möglichkeiten geforscht, wie sich die Krankentage reduzieren lassen und du gesünder bleibst? Oder siehst du dich (unausgesprochenen) Vorwürfen ausgeliefert?
  • Hat deine Krankmeldung direkt Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit in deinem Unternehmen?
  • Steht dein “Gesundwerden wollen/ auf dich achten” in Konkurrenz zum “Recht machen wollen/ es anderen nicht schwer machen”?

Nützt es jemandem, dass du dich schlecht und schuldig fühlst weil du krank bist?

“Verantwortung für DICH” versus “Verantwortungsgefühl für ANDERE”?

Diese Dualität macht meiner Erfahrung und Beobachtung nach den größten Teil des “schlechten Gewissens” aus. Da steht auf der einen Seite das Gefühl der  Verantwortung für dich: es meldet sich ein Unwohlsein, Krankheitsgefühl und dein System signalisiert dir, du solltest dich pflegen, ausruhen, dir etwas Gutes tun. Genauso stark meldet sich das Gefühl der Verantwortung für deine Kolleg*innen, die ggf. deine Arbeit auffangen müssen und Patient*innen/ Klient*innen, die dir anvertraut sind und die sich Hilfe und schnellstmögliche Therapieerfolge durch dich erhoffen.

Das ist ein starkes Spannungsverhältnis. 

Ich empfinde da die Frage als hilfreich: Kannst du deinen Patient*innen wirklich eine gute Unterstützung sein, indem du dich krank zur Arbeit begibst? Geht es deinen Klient*innen wirklich deutlich schlechter, wenn du nun für dich sorgst und möglicherweise die Therapie mal ausfällt? Kann es evt. sogar ein gutes Zeichen für deine Patient*innen sein, indem du ihnen Selbstfürsorge und Eigenverantwortung vorlebst, indem du dich pflegst?

Gibst du die Verantwortung möglicherweise zunächst ab und gehst noch einen Tag zur Arbeit, bis du von deinen Kolleg*innen die “Absolution” erhältst, dass du wirklich krank genug bist um dich krank zu melden? Kann das wirklich jemand Außenstehender besser beurteilen als du?

Fakt ist wohl, wir sind unterschiedlich gesund, krank, energiegeladen und erschöpft.

An manchen Rädchen zur Veränderung können wir selber drehen, unser Immunsystem stärken, Sport treiben, etc. und an wiederum anderen Rädchen weniger. Da ist die Anlage, die Prägung, die Immunabwehr, die Reaktion auf Stress, Mobbing, etc. doch sehr individuell.

Ein Erkennen und eine Annahme dieser Unterschiedlichkeit kann möglicherweise schon zu einer Entlastung bei dir führen.

Gibt es Krankheitsgründe, die eher gewürdigt werden und  Bedauern der Kolleg*innen hervorrufen? Wenn Kollegen immer das Gleiche widerfährt: Unfälle/ Sportverletzungen/ ein Überarbeiten, sind das aus meiner Sicht häufig besser tolerierte Krankheitsgründe.

Und was ist mit den zunächst nicht sichtbaren Krankheitsgründen? Sind die ähnlich akzeptiert oder gerät man mit der Offenbarung eher in die Schublade “nicht belastbar”/”Schon wieder krank…”: Depressionen/ Menstruationsbeschwerden/ ein WENIGER  an Energie und Belastbarkeit, aber ein MEHR an Belastung außerhalb der Arbeit in Form von Familienthemen, alten Themen, die auftauchen und ebenfalls bearbeitet werden wollen.

 

Ich bin der Meinung, dass Krankheit und die damit einhergehende Krankmeldung zunächst einmal schlau und sinnvoll von Körper und Psyche sind.

Das schlechte Gewissen bei einer Krankmeldung tut nicht gut und hilft nicht bei der Genesung.

 

Körper und Psyche bekommen eine Pause.

Eine Pause von…?

Darüber darfst du dir dann, wenn es dir besser geht, Gedanken machen:

  • Wo brauchst du mehr/ regelmäßige Pausen im Alltag oder Beruf, um nicht durch eine Krankmeldung eine Pause zu erlangen, die dein Körper einfordert?
  • Welche Änderungen sind im beruflichen Alltag denkbar? (längere Pause? Meditation in der Mittagspause? Reduzierung der Wochenarbeitszeit?)
  • Lädst du deine Energiereserven in der Freizeit gut auf? Oder brauchst du mal eine Pause von Social Media, Netflix und Sofa? Was hilft dir gesünder zu sein/werden? (Sport? Entspannung? Ernährung?)
  • Gibt es eine innere Stimme, die dir ganz andere Änderungen rät? (Jobwechsel? Private Probleme, die bearbeitet werden wollen?)
  • Weichst du mit deiner Erkrankung unterschwelligen Konflikten im Unternehmen aus? Brauchst du möglicherweise Pausen von deinen Vorgesetzten, deinen Kolleg*innen, deinen Patient*innen?

Gute Genesung und

achte (auf) deine Ressourcen und die deines Teams,

Isabel

 

Wenn du dich mit diesem Thema und vielen weiteren Themen rund um Gesundheit, Zufriedenheit und Bindung von Mitarbeiter*innen beschäftigen möchtest, melde dich gerne bei mir.

Gemeinsam mit dir und deinem Team erarbeite ich Abläufe, die den Arbeitsalltag vereinfachen und sinnlose und kraftraubende Konflikte verhindern.

In 1:1 Coachings und Workshops biete ich dir und deinem Team den Rahmen für eine langfristige wohltuende Zusammenarbeit.

Ich halte den Fokus, wenn du an deinem Kerngeschäft arbeitest  und erinnere dich an deine Ziele, wenn sie in deinem Alltag verblassen.

 

Schritt für Schritt begleite ich dich und dein Team. Ich freue mich über ein persönliches Gespräch mit dir. Schreib mir gerne: arensressource@gmail.com 

 

Newsletter

Melde dich gerne für meinen Newsletter an. Newsletteranmeldung

 

Blog-Aussicht

01. Februar 2023: Das “KANO-Modell” – Warum Klient*innen immer mehr wollen…