28. Dezember 2022

Mein liebster Begleiter war ein Impuls von Anna Koschinski in meiner ersten Blognacht.

Du Schönheit

DinA6, DinA5 und 2023 in DinA4.

Papier recycelt, mit Ledereinband, golden glänzend, weibliche Silhouetten entblößend, mit philosophischen Zitaten verziert, mit Aufklebern versehen, Erinnerungen festhaltend, Namen und Blumen umrankend,

Vom Cellophan Papier entkleiden.

Das Cover erstmals ertastend.

Dieses jungfräuliche Papier zart streichelnd.

Den Duft des Neuen, Unbekannten einatmend.

Da liegst du neu und unverbraucht in meinen Händen. Göttlich.

 

Es ist September, der 23.

Mein Neuer liegt vor mir. Ein Geschenk meiner Schwester – zu meinem Geburtstag im Mai.

Die ersten Worte mit Schönschrift hineingelegt. Stirnrunzelndes Beäugen des ersten Eintrags, der nach Tipp-ex schreit.

 

Dein Wesen

Planungen. Das Jahr in neue Raster teilen. Das Neue aus dem alten Jahr hinzufügen.

Jahre miteinander verschmelzen lassen noch bevor das Alte sich verabschiedet.

Jährlich diese Vorfreude auf einen Neubeginn.

Auf weiße Seiten, auf dass das neue Jahr die alten Wünsche erfüllt.

 

Und mögest du mein Begleiter Zeuge all dessen sein.

Mich erinnern an die Dinge, die ich morgens beim Kaffee gedankenversunken in dich kritzelte, um nicht zu vergessen, die kleinen und großen Dinge des Lebens.

Mich auffordern zum Gedenken aller Geburtstage, die fein säuberlich in die Spalten eingetragen sind, die nicht vorgesehen war.

Mein Alltagsbegleiter, der mich die vielen Themen strukturieren und überschauen lässt, abhaken und frei denken lassen kann.

Mein Tagebuch für wichtige und unwichtige Gedanken, mich und meinen roten Faden zusammenhaltend.

Gedankenstütze. Haushaltsbuch. Notizbuch. Papiersammlung.

Immer griffbereit. Geduldig. Präsent. Anmutig.

In jeder meiner Taschen findest du deinen Platz. Bist mein Sitznachbar im Zug. Wachst auf meinem Nachttisch im Hotel. Mein Halt in unruhigen Zeiten. Im Alltagstrubel hast du deinen Platz. Des Morgens suche ich deine Anwesenheit. Mein Ritual.

 

Dein Tod

Deine Zeit. Sie läuft. Von Beginn an.

Die ersten Wochen, dich schützend vor dem Dreck der Außenwelt. Mit der Zeit gelassener. Ab Mitte des Jahres weiß ich um deinen Nachfolger und bin damit im Reinen, dass unsere Zeit endlich ist.

Zerfetzt, zerfleddert, abgegriffen, bekleckert, beschmutzt, angestoßen, abgelebt, aufgebraucht, verbraucht, gelebt.

Dem Auseinanderfallen nahe.

Dem Tod am Jahresende entgegenfiebernd.

Den Nachfolger im Nacken spürend. Ablösend. Austauschend, das Jahr will es so, du bist nur geschaffen für dieses EINE, warst mir ein treuer Begleiter. Nicht einen Tag möchte ich dich missen.

Du wirst nicht entsorgt, nur eingebettet in eine Kiste voll gelebter Seiten, Wegbegleiter der letzten vergangenen Jahrzehnte. Wohlig warme Erinnerungen.

Meine liebsten Begleiter.

Schön, dass ihr da seid.

Ihr, die sichtbare Vergänglichkeit.

 

Danke für all das Gute im alten Jahr – Voller Vorfreude schaue ich ins Neue.

 

 

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