05. Oktober 2022
„Ich werde Mama und Putzfrau“
Im Alter von vier Jahren antwortete ich auf die Frage: „Was möchtest du denn mal werden, wenn du groß bist?“ sehr direkt und klar mit: „Ich werde Mama und Putzfrau“.
Tja…Ich bin dann Erzieherin geworden. Vergleiche ich heute meinen damaligen Berufswunsch mit der Realität, muss ich zugeben, dass es Parallelen gibt. Ich hatte schon immer gerne Kinder um mich herum. Ich habe typisch hausfrauliche Züge und kann inzwischen humorvoll zugeben, dass ich gerne staubsauge. Die Basis für eine langjährige Tätigkeit in einer Kindertageseinrichtung war also vorhanden…Im November 2020 übernahm ich die Leitung einer Elterninitiative in Köln. Mein ursprüngliches, berufliches Ziel war somit zunächst erreicht.
Doch nach knapp zehn Jahren im Kindergartenalltag hatte ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt.
Ich fühle mich zwar wohl und könnte mir auch nicht vorstellen so gar nicht mehr im bunten Trubel mit herumzuwirbeln, aber ich stellte mir die Frage ob ich meine Talente und Ressourcen wirklich gezielt nutze und auslebe.
Talent? Ja… was ist denn eigentlich mein Talent? Und welche Ressourcen sind noch ungenutzt?
Bei manchen Menschen ist es so offensichtlich: sie können beeindruckend singen oder atemberaubend tanzen, sind handwerklich geschickt oder kreativ… hmm…Ich backe gerne, fotografiere hobbymäßig, tobe mich dekotechnisch im Bereich Interior aus- doch keine dieser Kompetenzen würde ich als Talent bezeichnen oder könnte ich mir vorstellen weiter auszubauen um mehr Zufriedenheit zu erlangen.
Ich interessiere mich, seit ich denken kann für die Geschichten anderer.
Ihre Befindlichkeiten dahinter, ihre Erfahrungen und den Mehrwert den sie aus verschiedenen, herausfordernden Lebenssituationen gezogen haben.
Ich kann stundenlang in der Küche sitzen und tiefgründige Gespräche führen: bei Kaffee oder Wein, jedoch immer gerne mit etwas Süßem dabei. (Wenn ich wählen könnte würde ich immer Schokolade oder Torte aussuchen…)
Reden, essen, genießen, lachen, austauschen, dazu lernen…
Auf der freien Trauung meiner Freundin und ihrem Mann im Herbst 2019 war klar – ich möchte Liebesgeschichten erzählen.
Auf Hochzeiten. Als Rednerin.
So wie die Rednerin, die ich auf der Hochzeit von Anne und Basti erlebt habe. Die emotionalsten Erlebnisse des Paares Revue passieren lassen, mit ihren Herzensmenschen teilen. Persönlich, echt, individuell und vor allem: authentisch.
Der Stil?
So wie das Paar ist. Am allerliebsten ein emotionaler Spannungsbogen und ein Mix aus Freudentränen und Momenten der Rührung. Gänsehaut und Lachanfall.
Als Teenager liebte ich den Film Wedding Planer mit Jennifer Lopez
Ich wägte kurz ab, ob ich doch nochmal meinem Berufswunsch aus Jugendzeiten nachgehen möchte um Hochzeitsplanerin zu werden, doch ich stellte fest dass es mir lediglich um die emotionale Note einer Hochzeitszeremonie geht. Die Geschichte- und nicht das Drumherum wie beispielsweise die Farbe der Tischdecken, der Blumen oder der Stil der Einladungskarten.
Im Februar 2020 ließ ich mich zur Hochzeitsrednerin ausbilden.
Schnell habe ich gemerkt, dass dieser Weg zu mir passt. Nicht hauptberuflich. Dafür war ich zu realistisch. Ich führte mir auch vor Augen, dass ich bereits sehr viel in meinen bisherigen, pädagogischen Werdegang investiert hatte und noch weitere Erfahrungen sammeln wollte.
Also gründete ich ein Kleingewerbe und kann stolz zwei Jahre später sagen:
ich habe meine Berufung gefunden.
Ein „Match zu dritt“ ist mein Ziel.
Ich lerne die Paare im Vorfeld kennen. Recht schnell stellen das Brautpaar und ich fest, ob es zwischen uns harmoniert. Ein paar Wochen vor dem großen Tag, treffen wir uns nochmal und das Paar erzählt mir all das was es gerne an ihrem Hochzeitstag hören möchte. Ihre Geschichte mit den für sie relevantesten Erlebnissen und Achterbahnfahrten. Ich schreibe mit, stelle Rückfragen, spreche mit Angehörigen und weiteren Dienstleistern wie Fotografen und Musikern. Ich bringe alles in eine schriftliche Form und am Tag der Hochzeit bin ich voller Vorfreude.
Dann fügt sich alles wie ein Puzzle zusammen und mein größter Wunsch ist es, dass das Paar sich während der Zeremonie mit mir zurücklehnt, schmunzelt, ein Tränchen vergießt, sich amüsiert und berührt fühlt. Bei den Gästen möchte ich den Eindruck hinterlassen, dass ich eine gute Freundin bin, die jedoch vorher keiner kannte. Die ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudert und das Brautpaar in- und auswendig kennt.
Das Tattoo an meinem linken Unterarm mit dem Schriftzug
„all you need is love“
erinnert mich daran, dass Liebe die Basis für alles ist. Die Liebe, der Glaube an sich selbst und etwas Mut. Ich bin der Überzeugung, dass je intensiver ein Gefühl/ ein Wunsch ist, desto mehr Mut ist erforderlich. Ob privat in Bezug auf Beziehungen oder im beruflichen Kontext um voran zu kommen.
Eine Hochzeit ist meistens ein durchweg positiver Anlass. Die Stimmung ist erst angespannt aufgeregt, hinterher ausgelassen. Fröhliche, gut gekleidete Menschen die sich entweder wiedersehen oder neu kennen lernen. Ein Paar, das einen Tag geplant hat von dem es
ausgeht, dass es für sie einer der schönsten Tage im Leben sein wird. Wenn ich dann dabei sein kann und ihre Geschichte erzählen darf, dann macht es mich glücklich.
Ich möchte keine Dienstleisterin sein und nur meinen „Job erledigen“.
Sondern eine Freundin sein, die diese einmalige und nicht zu vervielfältigende Rede als Geschenk überreicht. Die Paare selbst sind die Autoren, doch wenn ich als Erzählerin ausgewählt werde erfüllt es mich mit Stolz.
Mein eigenes, wenn auch sehr kleines Unternehmen bietet mir die Möglichkeit mein eigener Chef zu sein. Ich kann selbst entscheiden, kreieren und handeln. Das bietet mir ein Freiheitsgefühl. Auch das Gefühl von Selbstverwirklichung, ressourcenorientiert handeln zu können.
Mein eigenes Unternehmen zu gründen und ins Leben zu rufen hat viele Reflexionsprozesse in Gang gesetzt, die mir persönlich geholfen haben mich noch besser kennen zu lernen und zu wachsen.
3 Fragen an Dana:
1.Wenn du einen Wunsch frei hättest hinsichtlich deiner besonderen Ressource, welcher
wäre es?
Das ich für ein paar Wochen im Jahr mit einem Camper unterwegs bin. Von Hochzeit zu Hochzeit fahren und dazwischen neue Orte entdecke. Den Fokus in dieser Zeit mehr auf Qualitätszeit richten kann und gleichzeitig von unterwegs arbeiten kann.
2.Wie hat dich das Erkennen dieser Ressource und die Beschäftigung damit verändert?
Ich fühle mich erfüllter. Zufriedener. Ich habe das Gefühl, dass ich deutlicher spüre worauf es mir in meinem Leben ankommt. Ich möchte durch meine Tätigkeit andere glücklich machen und das Gefühl, dass ich selbst empfinde teilen. Das passiert in der Zusammenarbeit mit den
Brautpaaren meistens und das ist wundervoll.
Unter der Woche Kinder, Eltern, Pädagogen- am Wochenende Hochzeiten, Fotos, besondere
Locations. Ich mag die Vielfalt und die unterschiedlichen Rollen die ich im Alltag einnehmen kann. Ich entdecke stets neue Eigenschaften an mir. Ich verändere mich und nehme wahr wie ich wachse. Mein Selbstvertrauen hat sich gesteigert.
Weil „Danas Worte“ meins ist – mein eigenes kleines Unternehmen. Es muss nicht expandieren und Millionen hervorbringen (okay… ehrlich gesagt: wenn ich es soweit schaffe ist das auch eine Entwicklung mit der ich umgehen könnte) sondern soll in erster Linie Herzenswärme erzeugen. Worte, die durch ihre Authentizität und Individualität berühren.
3.Welchen Tipp hast du für die Leserinnen (hinsichtlich deren vielleicht noch versteckter
Ressourcen)?
Auf das eigene Bauchgefühl zu vertrauen.
Die eigenen Gedanken und Empfindungen anzusprechen, mit Menschen zu teilen die dich verstehen und gut kennen.
Mutig zu sein.
Realistisch zu träumen.
Dana Hausmann, Düsseldorf
DanasWorte
http://www.danasworte.de
Fotos: Ariane Schulz https://arianefotografiert.de
Vielen Dank, liebe Dana, für deinen Beitrag. Ich habe in jeder Zeile gespürt, mit wieviel Liebe und Freude du diese Aufgabe der Traurednerin ausübst.
Blog-Aussicht
12.10. Zeitmanagement und Ablenkung
19.10. Zeitmanagement: Aufgaben effektiv planen